Eindrücke von der Buchpremiere am 26.03.2023 im Literaturhaus Köln.
Es moderierte Mirko Bonné.
03.03.2023
Hier kann man meinen aktuellen Beitrag zu einem Gedicht von Albert Ostermaier in der
nachlesen!
2020/2021
Meine Lockdown-Projekte
Urcantate. Multiinstrumentale Solo-Lyrik-Performance für Stimme und akustische Instrumente. Das Projekt wird gefördert durch den Sonderfonds „Begrenzt – Entgrenzt. Zeit für eine Zeitenwende?“ der Kunststiftung NRW.
In der Geschichte der Lyrik ist Musik von jeher ein fester Bestandteil der Inszenierung, heute jedoch ist sie bei Lesungen oder Lesekonzerten häufig entweder bloße Untermalung, dient illustrativen Zwecken, oder wird als Lückenfüller benutzt bzw. zur bloßen Erholung zwischen die Texte gesetzt. Eher selten greifen dabei Lyrikerin oder Lyriker selbst zum Instrument. Alle soeben genannten Varianten, wie Musik und Text in Lesungen oft kombiniert werden, lässt dieses Projekt beiseite und ersetzt es im Rahmen von experimentellen Eigenkompositionen durch ein gezieltes Zusammenwirken von Text und Musik.
Diese lyrische Erfahrung will sich von herkömmlichen Lesungsformaten abgrenzen in dem Versuch, dem Text eine vielstimmige, multiinstrumentale Plattform zu bieten. Die Solo-Performance ist dabei auch ein Sich-Aussetzen an die Situation: Das Jetzt des Auftritts ist der entscheidende Moment. Das Projekt ist als kathartischer Befreiungsschlag gegen die, durch die Pandemie besonders spürbare, Enge des gesellschaftlichen Lebens und all seine neuerlichen, zwar wohl notwendigen, doch zugleich lähmenden sozialen und kulturellen Einschränkungen konzipiert.
Die natürlichen Begrenzungen durch die jeweiligen Medien — Sprache und Schrift auf der einen Seite, bestimmte Klänge, Rhythmen und Melodien auf der anderen — sollen durch maximale Verschiebungen in Frage gestellt werden. Die menschliche Stimme bringt eine große Varianz hervor, wie ein Text interpretiert werden kann, und Alltagsgegenstände können ungewohnte Hörerlebnisse bieten, die das Verständnis von Musik erweitern.
Musik und Text werden dabei im Sinne Nabokovs als lebendige Wesen behandelt. Die Musik will den Text das eine Mal streicheln, das andere Mal kneifen, ihn hier intensivieren und dort herausfordern — oder gar bedrohen. Der Text will sich mal gegen die Musik behaupten, mal mit ihr verschmelzen, sich ihr hingeben, sie bevormunden, übertrumpfen und beschimpfen. Gerade ist der eine voll Sentimentalität und die andere voll Wut oder Scham, dann wendet sich das Blatt wieder.
Mal atmen die beiden gemeinsam ein und aus, mal eilt der eine, mal die andere voraus. Und manchmal wollen sie sich auch einfach genau so sein lassen wie sie eben sind.